Nicaragua – Ein Land im Aufschwung, auch als Reiseziel

Kennen Sie Nicaragua? Vom Namen sicherlich. Aber möglicherweise verbinden Sie mit dem mittelamerikanischen Land eher negative Aspekte. Die Bürgerkriege vergangener Jahrzehnte, Drogenschmuggel Richtung USA, Armut und eine hohe Kriminalität. Doch obwohl es manche dieser Probleme auch heute noch gibt, lohnt sich ein Blick auf dieses größte Land in Zentralamerika, denn in den letzten Jahren geht es bergauf mit Nicaragua, wirtschaftlich, finanziell, sicherheitspolitisch und nicht zuletzt auch touristisch.

Eingerahmt von zwei Ozeanen kann das Land mehr als 400 Inseln und 40 Vulkane sein Eigen nennen, hinzu kommen prächtige altspanische Kolonialstädte und urige Dörfer. Hinter dem jüngsten Wirtschaftsaufschwung steckt eine Art Symbiose aus gesellschaftlichem, wirtschaftlichem und politischem Wandel. Nicaragua, jahrzehntelang Schauplatz heftiger interner Querelen, ist zur Ruhe gekommen, Stabilität ist eingekehrt. Die politische Ordnung und die Öffnung für ausländische Investoren aus Europa, China, Brasilien und den USA sorgt in den jüngeren Jahren für einen erstaunlichen Aufschwung im „Land der Vulkane“. Gewiss, Nicaragua hatte und hat noch immer viel Nachholbedarf. Doch die Erfolge und die Fortschritte sind unverkennbar. Nicaragua grenzt im Norden an Honduras, im Süden an Costa Rica. Westlich und östlich wird es vom Pazifik und der Karibik begrenzt.

Nicaragua ist multi-rassisch, multi-ethnisch und multikulturell

Es waren die Nachkommen der spanischen Seefahrer, die das Land einst besiedelten und sich mit den einheimischen Indios mischten. Das Resultat ist eine für den ganzen amerikanischen Kontinent typisch kunterbunte Bevölkerung. Kein Wunder, denn den spanischen Seefahrern folgten Einwanderer aus mehr als 100 Ländern in Europa, Asien und Amerika. Etwa 70% der Nicaraguaner sind Indios und Mestizen, knapp 20% Weiße, meist mit spanischen, aber auch portugiesischen, italienischen und deutschen Wurzeln. 10% der Menschen sind Schwarze, Mulatten, Asiaten, Türken und Araber. Die allgemeine Landessprache ist spanisch, die Kultur noch immer durch und durch spanisch geprägt. Das zeigt sich auch an der Architektur des Landes, z.B. in der Millionen-Hauptstadt Managua am gleichnamigen Managua-See. Die weißen spanischen Kathedralen und anderen Prachtbauten erinnern noch immer an das untergegangene spanische Weltreich.

An der Karibikküste sind auch afrikanische und englische Einflüsse vorhanden, denn hier siedelten einst auch Piraten, die von hier aus Raubzüge auf Handelsschiffe unternahmen. Der Wirtschaftsaufschwung hat viele Gesichter. China hat in Lateinamerika Fuß gefasst, wo man sich mit den einst verhassten amerikanischen „Gringos“ mittlerweile eine Art Wettlauf um lukrative Aufträge liefert. Der noch vor einigen Jahren erz-linke Präsident Ortega hat mittlerweile erkannt, dass seine sozialistischen Experimente gescheitert sind und nur eine Öffnung nach außen Fortschritt und Wohlstand verspricht. Das ambitionierteste Projekt planen Managua und Peking in den kommenden Jahren mit dem Bau des Nicaragua-Kanals. Er soll zum neuen Nadelöhr der Schifffahrt werden und den in die Jahre gekommenen Panama-Kanal als Schifffahrtsroute Nummer 1 ablösen. Für Nicaragua wäre es ein Goldgräberprojekt. Doch der Bau hat noch nicht begonnen. Zwar liegen die Investitionen aus China bereit, doch die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Umwelt sind noch nicht abgeschlossen. Schließlich will die Regierung verhindern, dass der Bau des gewaltigen Kanals die einzigartige Natur allzu sehr in Mitleidenschaft zieht. Das würde nämlich auch der wachsenden und florierenden Tourismusbranche schaden.

Die Landschaft des Landes ist diversifiziert und malerisch

Stichwort Tourismus. 1,30 Millionen Besucher aus aller Welt zählte die staatliche Tourismusbehörde letztes Jahr. Vier Jahre vorher waren es nur etwa 800 000 gewesen. Neun von zehn Touristen kommen aus den mittelamerikanischen Nachbarländern und aus den USA, der Anteil der europäischen Besucher liegt bei bisher sieben Prozent. Nicaragua mit seinen circa 6,2 Millionen Einwohnern sieht neben den großen Wirtschaftsprojekten im Tourismus seine große Chance. Kein Wunder, wenn man die Vielfalt und Schönheit der Natur bedenkt. Während der Westen des Landes von Seen, Steppe, Weiden und Vulkanen dominiert wird, herrscht im „grünen Osten“ der Regenwald vor.

Hinzu kommen die malerischen Berghänge, auf denen auch Kaffee angebaut wird. Zahlreiche dieser Kaffeeplantagen befinden sich seit Jahrhunderten im Besitz deutscher Einwanderer. Knapp 50.000 Nicaraguaner haben teilweise deutsche Vorfahren. Urlaub bei den Kaffeefarmern? Warum nicht? Jobs sind in der heimischen Tourismusbranche jedenfalls gefragt wie nie zuvor, und das im ganzen Land. Nicht selten schulen sogar Juristen und Ingenieure zu Fremdenführern um, lernen teilweise auch englisch. Investoren aus dem Ausland kaufen Gründstücke und eröffnen Hotels, Hostels und Tourismusagenturen. Auch durch diese Maßnahmen entstehen neue Jobs, die in den Städten als auch auf dem Land neue Perspektiven schaffen.

Landschaftliche Schönheiten, soweit das Auge reicht

Eine Alternative zur Stadt sind nämlich ländliche und kommunale Tourismusangebote wie z.B. das der Kooperative Nicaragua Libre. Diese hatte sich jüngst mit fünf anderen Kooperativen aus der Umgebung der Stadt Granada im Verbund Tierra y Agua organisiert, um zusammen die Angebote zu bewerben und zu vermarkten. Andere haben ähnlich wie Nicaragua Libre mit Fördergeldern Unterkünfte für Touristen gebaut; einige beschränken sich auch auf Tagesangebote oder bieten Touristen Schlafplätze in Gastfamilien an. Nicht nur das Naturerlebnis, sondern auch der kulturelle Austausch spielt eine wichtige Rolle.

Für die Einheimischen sind der Blick auf das grünblaue Wasser des Nicaraguasees, dem größten See des Landes, und ihre Inselvulkane Concepción und Maderas Alltag. Doch die Touristen wissen gar nicht, wohin sie zuerst schauen sollen: Auf die Vulkangipfel zwischen den weißen Wolken, die umherschwirrenden Kolibris, auf das Blumenmeer am Rande des Sees usw.. Neben dem Nicaraguasee und seinen traumhaften Inseln gibt es noch den Managuasee, direkt an die gleichnamige Hauptstadt angrenzend. Er ist kleiner, aber nicht weniger schön. Die Strände an den Küsten des Pazifiks und der Karibik sind von unglaublicher Schönheit. Bisher touristisch erschlossen ist aber vor allem die westliche Pazifikküste. Am Nicaraguasee selbst werben ein Dutzend Haciendas im spanischen Stil als „Fincas verdes“ (grüne Fincas) um die Gäste. Sämtliche Herbergen sind familiär gestaltet, verfügen über exotische Gärten und bieten Kajak- und Wandertouren an. Zu den schönsten in der Gegend zählen die Finca „Magdalena“, wo auch Kaffee und Honig hergestellt wird, „El Ojo de Agua“ mit der hauseigenen Quelle und ausführlichen Spaziergängen zu den Affen im angrenzenden Wald.

Badespass an den Küsten und Seen

Im Solentiname-Archipel des Lago Nicaragua, der 15 Mal so groß ist wie der Bodensee, wohnen mehr als 50 Maler und Künstler. Gäste vom angrenzenden Ökohotel können lernen, Papageien aus Balsaholz zu schnitzen und zu bemalen – auch für Kinder ein großer Spass. Zu den schönsten und attraktivsten Sehenswürdigkeiten Nicaraguas gehört vor allem auch die Stadt Granada, eine glanzvolle Kolonialstadt direkt am See mit einer weißen, großen Kathedrale. Auch geführte Wanderungen zu den Vulkanen des Landes sind zu empfehlen, jedoch nicht auf eigene Faust. Besonders imposant ist der Blick vom Mirador de Catarina auf die Laguna de Apoyo. Vom höher gelegenen Kraterrand mit seinen Ausflugslokalen sind bei gutem Wetter hinter der Vulkanlagune die Stadt Granada und der Nicaragua-See zu erkennen.

Zum Baden im sauberen Nicaraguasee oder an den Küsten des Pazifiks und der Karibik laden nicht nur das warme Wasser, sondern auch die tollen weißen Sandstrände ein. Wassersport aller Art ist dort möglich. Aber wie gesagt, die touristische Erschließung der Karibikküste befindet sich gerade noch im Aufbau. Lohnenswert ist auch Corn-Island. Auf dieser schon erschlossenen Karibikinsel dicht vor der Ostküste herrscht neben spanischem auch afrikanisches Lebensgefühl vor, denn hier wohnen besonders viele Schwarze und Mulatten.

Fazit:

Eine Reise nach Nicaragua ist eine Reise in die Zukunft, denn wenn das Land seinen Weg fortsetzt, sieht es gut aus, was die Entwicklung angeht. Der Artikel soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch nachwievor noch Probleme gibt. So sollte man sich als Tourist vor Antritt der Reise immer über die aktuellen Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes informieren. Z.B. sollte man als Tourist nicht alleine durchs Land reisen und sich nachts nicht alleine in bestimmten ärmeren Stadtvierteln von Managua und anderen urbanen Siedlungen aufhalten.

 
 

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